In Deutschland wurde zuletzt ein jährlicher Bau von rund 300.000 neuen Wohnungen verzeichnet, obwohl die Regierung das Ziel hatte, diesen Wert auf 400.000 zu steigern. Jedoch deutet alles darauf hin, dass der Neubau in Zukunft weiter stagnieren wird. Die Baugenehmigungen sind im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel gesunken, was zu einer ähnlichen Verringerung bei der tatsächlichen Fertigstellung von Wohnungen führen wird. Dies ist größtenteils auf die gestiegenen Zinsen zurückzuführen, die viele Bauprojekte unrentabel gemacht haben.
Besonders betroffen vom stockenden Wohnungsbau sind die großen Städte und deren Umland. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) schätzt den Bedarf an neuen Wohnungen für die Jahre 2021 bis 2025 in allen Kreisen und Städten und zeigt, dass auch die geflüchteten Ukrainer den Druck auf den Wohnungsmarkt erhöht haben. Es gibt einen großen Bedarf an Wohnraum in Städten wie München, Berlin, Hamburg, Frankfurt und Stuttgart sowie in attraktiven mittelgroßen Städten wie Münster und Freiburg. Hingegen besteht in ländlichen Regionen Ostdeutschlands und einigen Gegenden in Niedersachsen, Nordhessen, Südwestfalen und Rheinland-Pfalz wenig Bedarf.
Eine alternde Bevölkerung, die pro Kopf mehr Wohnraum beansprucht, führt zu einem zusätzlichen Bedarf an Wohnungen. Die IW-Immobilienökonomen haben den jährlichen Bedarf für die Jahre 2021 bis 2025 geschätzt. Während in einigen Regionen wie Cloppenburg und dem Emsland in Niedersachsen sowie in Bayern viel gebaut wurde, gab es in Stuttgart und Köln relativ wenig Neubau. Die meisten Regionen weisen entweder einen deutlichen Überschuss oder Mangel an Neubau im Vergleich zum Bedarf auf.
Die Wissenschaftler Voigtländer und Henger empfehlen den schrumpfenden Regionen zurückhaltend zu bauen, da der Neubau zu einer geringeren Siedlungsdichte führt und die Infrastrukturkosten pro Kopf erhöht. Außerdem leidet die Umwelt unter der Zersiedelung der Landschaft durch den Neubau. Die Grafiken zeigen, dass die Bautätigkeit in den Städten dem Bedarf hinterherhinkt, während in dünn besiedelten Landkreisen über Bedarf gebaut wird, obwohl sie zukünftig mit einem Bevölkerungsrückgang rechnen können.