Vielleicht kann es positiv sein, wenn etwas Luft in die geschlossenen Räume von Jury-Diskussionen kommt. Dies kann dazu führen, dass Juroren sich mehr Mühe geben, wenn sie wissen, dass ihre Argumente möglicherweise öffentlich werden könnten. Die Schriftstellerinnen Juliane Liebert und Ronya Othmann haben Einblicke in die Jury des Internationalen Literaturpreises gegeben und Vorwürfe von identitätspolitischen Mauscheleien erhoben. Obwohl das Haus der Kulturen der Welt (HKW) die Vorwürfe zurückweist, passen sie zu einer bereits bestehenden Stimmung im Kulturbetrieb.
Es gibt eine Atmosphäre im Kulturbetrieb, die genutzt werden kann, um die Branche als politisch korrekt und demokratisch vorzuführen. Trotzdem hoffen wir, dass der Skandal die Juroren nicht verängstigt, sondern sie ermutigt, sich auf die Kriterien für die Preisvergabe zu konzentrieren. Es ist wichtig, dass Jurys ihre Entscheidungen sorgfältig treffen und auf die Meinungen der Beteiligten hören, um ihre Wahrnehmung zu schärfen. Bei der Vergabe von Preisen werden Interessen gegeneinander abgewogen und Machtverhältnisse ausgeglichen. Daher ist die Arbeit der Jurys von großer Bedeutung.