Joseph O’Neill behandelt in seinem Roman „Godwin“ die Themen der postkolonialen Welt, insbesondere im Zusammenhang mit dem Fußball. Die Handlung dreht sich um die Suche nach einem außergewöhnlich begabten jungen Fußballspieler aus einem armen afrikanischen Land, der als potenzieller neuer Lionel Messi betrachtet wird. Die Suche nach diesem Spieler, von manchen als „schwarze Perle“ bezeichnet, versinnbildlicht die gierige Jagd nach Reichtum und Ruhm durch den Sport.
Der Roman beleuchtet die inneren Widersprüche im modernen Sport, in dem Nationalstolz und kosmopolitische Nomadentum aufeinandertreffen. Die Vermarktung von Events basiert oft auf patriotischen Gefühlen, während die Spieler selbst oft in einem globalisierten Umfeld arbeiten und keine starken Bindungen zu ihren Heimatländern haben. Die multiethnische Zusammensetzung vieler Teams stellt den Nationalismus aus dem 19. Jahrhundert in Frage.
Joseph O’Neill vermittelt die Botschaft, dass das postkoloniale Drama nicht nur in den Ländern des Südens, sondern auch vor unserer eigenen Haustür stattfindet. Der Autor selbst, ein globaler Nomade, bringt in seinem Roman ein humoristisches und farcehaftes Element ein, das die Grausamkeit der Thematik nicht mindert, sondern die Akteure als hilflose und überforderte Menschen darstellt. Letztendlich sind wir alle in die globalen Geschehnisse verwickelt, auch wenn es nur darum geht, ein Fußballspiel anzusehen.