Der Satiriker und Kabarettist Nico Semsrott erzählt in seinem Buch “Brüssel sehen und sterben” von seinen Erfahrungen als EU-Abgeordneter. Er kritisiert Machtmissbrauch, Intransparenz und Ohnmachtsgefühle. Im Interview zeigt sich Semsrott selbstkritisch und beschreibt sein Gefühl der Enttäuschung über die Funktionsweise des Europäischen Parlaments.
Semsrott beschreibt seine Arbeitszeit im Parlament als Auslöser für Depressionen und beklagt, dass die Regeln für die Mächtigen ganz anders zu sein scheinen als für die gewöhnlichen Abgeordneten. Er fühlt sich nun besser außerhalb des Parlaments und kann wieder kritisieren und auf den Punkt bringen, was ihm liegt.
Der ehemalige Mitglied der Partei “Die PARTEI” kritisiert die EU scharf, sieht aber den Wert von Satire als Mittel zur Aufmerksamkeit für Intransparenz und Korruption. Er weist darauf hin, dass die Rechtsextremen in der heutigen Zeit ernstere Probleme verursachen als Satirepolitiker.
Semsrott betont, dass er die EU überzeugend findet, jedoch sind einige seiner Urteile pauschal und zeigen eine gewisse populistische Tendenz. Er gibt Selbstkritik im Hinblick auf die Komplexität seines Buches und erklärt, dass sich seine Sichtweise durch Interviews und sein Bühnenprogramm auf Youtube weiterentwickelt hat.
Er beschreibt, dass die Verwaltung des Parlaments ihn in seiner Arbeit eingeschränkt hat und kritisiert auch die Intransparenz und Korruption im EU-Parlament. Er merkt an, dass die Verwaltung von politischen Gegnern kontrolliert wird, was sicherlich die Arbeit der Abgeordneten beeinflusst.
Semsrott hat es sich zur Aufgabe gemacht, für mehr Transparenz während seines Mandats zu sorgen, aber er gibt zu, dass er vielleicht zu viel erwartet hat. Letztendlich hat er entschieden, nicht wieder anzutreten, da er außerhalb des Parlaments mit seiner Kunstfigur mehr bewirken kann als innerhalb des Systems.