Kein anderes Spiel bei der EM hatte eine so große politische Bedeutung wie Türkei gegen Holland am Samstag in Berlin. Nachdem der türkische Nationalspieler Merih Demiral für zwei Spiele gesperrt wurde, da er den Gruß der rechtsextremen türkischen Bewegung “Graue Wölfe” gezeigt hatte, kam es zu Spannungen zwischen der Türkei und Deutschland. Sogar die Botschafter wurden gegenseitig einbestellt. Das Spiel im Olympiastadion war nicht nur sportlich interessant, sondern auch politisch brisant.
Der Autor schaltete seinen Fernseher ein, um das Spiel zu verfolgen, wurde jedoch enttäuscht, da wenig von politischer Relevanz gezeigt wurde. Weder der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan noch der deutsche Weltmeister Mesut Özil wurden während des Spiels gezeigt. Auch blieb unklar, ob die türkischen Fans während der Hymne den “Wolfsgruß” zeigten, da keine Live-Bilder davon übertragen wurden. Dies führte zu Kritik an der UEFA und ihrer Zensurpolitik während der EM.
Im Sport ist Zensur jedoch kein Einzelfall, wie auch die Produktion der Bundesliga-Spiele durch Sportcast, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Fußball Liga (DFL), zeigt. Unliebsame Dinge wie Spruchbänder in den Fan-Kurven werden häufig verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt. Dies wirft die Frage auf, ab wann Zensur im Sport beginnt und inwieweit Zuschauern freie Einblicke gewährt werden.