Ein Volkswirt begann aus eigener Not heraus, einen genauen Blick auf die Berechnungsmodelle von Fernwärme-Anbietern zu werfen. Mehr als 120 Fernwärmeversorger bietet die Datensammlung von Werner Siepe nun an, die gravierende Preisunterschiede in den vergangenen Jahren zeigt. Dabei konnte eine Preisspanne von bis zu 1.000 Prozent zwischen den Anbietern festgestellt werden.
Die Fernwärme stand in den letzten Monaten negativ im Fokus, da Kunden mit plötzlichen Preiserhöhungen konfrontiert wurden. Einige zahlten bis zu 800 Euro monatlich an die Stadtwerke Hanau. In Wenzenbach wurde die Energieversorgung für Kunden abgeschaltet, die ihre Rechnungen nicht begleichen konnten. Diese Situation führte dazu, dass der Fernwärme-Anbieter Insolvenz anmelden musste. Werner Siepe hat sich intensiv mit dem Thema Fernwärme befasst, da er selbst hohe Nachzahlungsforderungen seines Versorgers erhielt.
Siepe stellte fest, dass die Preisformeln der Fernwärmeanbieter kaum verständlich sind und auf ungewöhnlichen Preisindizes basieren. Dies führt zu großen Preisunterschieden zwischen den Anbietern. Im Jahr 2022 betrug der Preisunterschied zwischen dem günstigsten und teuersten Anbieter bis zu 1.038 Prozent. Obwohl die Bundesregierung eine Preisbremse für Fernwärmekunden eingeführt hat, sind die Preise im ersten Quartal 2024 weiterhin stark differenziert.
Kunden von Fernwärme-Anbietern mit hohen Preisen befinden sich in einer Kostenfalle, da ein Wechsel zu anderen Versorgern derzeit technisch nicht möglich ist. Die Politik muss Druck auf die Versorger ausüben, um Preissenkungen zu erreichen. Die Informationsbeschaffung bei Fernwärme ist schwierig, aber die AGFW plant, eine Plattform für Preisvergleiche zu schaffen. Wenn die Preisgestaltung nicht transparenter wird, kann Fernwärme nicht als echte Alternative zu anderen Heizsystemen betrachtet werden. Nur durch langfristige Preis- und politische Absicherung kann sich die Fernwärme in Deutschland erfolgreich etablieren.