Knapp drei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan haben gefährdete Menschen trotz Hilfszusagen der Bundesregierung Schwierigkeiten, nach Deutschland zu gelangen. Das Bundesaufnahmeprogramm, das diesen Personen Schutz bieten soll, hat bisher nur wenigen von ihnen die Einreise ermöglicht. Lediglich 399 afghanische Gefährdete sind seit dem Start des Programms im Oktober 2022 nach Deutschland gekommen, obwohl monatlich bis zu 1000 Menschen erwartet wurden. Viele von ihnen müssen jahrelang warten, um überhaupt einen Visumsantrag stellen zu können.
Das Bundesaufnahmeprogramm richtete sich an Afghanen, die weder als Ortskräfte registriert waren noch auf einer ersten Menschenrechtsliste für besonders gefährdete Personen standen. Im Gegensatz dazu sind von den 45.000 Menschen auf den Listen bisher 33.000 eingereist, während nur 2208 Personen über das Bundesaufnahmeprogramm eine Zusage erhalten haben. Die Schließung der deutschen Botschaft in Kabul erschwert den Visaantrag für Afghanen, die teure Reisen in Nachbarländer wie Pakistan oder Iran antreten müssen, wo die Wartelisten lang sind.
Der Nachzug von Familienangehörigen gestaltet sich ebenfalls schwierig, da viele Anträge auf einen Termin in den Botschaften in Islamabad und Teheran warten. Obwohl mehr als 17.000 Anträge vorliegen, wurden von Anfang 2023 bis März 2024 nur 3300 Familiennachzugsvisa vergeben. Die Linken-Abgeordnete Clara Bünger bezeichnet das Programm als bürokratisches Monstrum und kritisiert, dass Menschen Jahre warten müssen, um überhaupt einen Visumsantrag stellen zu können.