Rund zehn Monate nach dem Sieg von Recep Tayyip Erdogan bei der Präsidentenwahl wird die islamisch-konservative Partei AKP zum ersten Mal wieder einem Stimmungstest unterzogen. Heute sind rund 61 Millionen Menschen in 81 Provinzen dazu aufgerufen, Bürgermeister, Gemeinderäte und andere Kommunalpolitiker zu wählen. Besonders spannend wird es sein zu sehen, ob es der AKP gelingen wird, die Metropole Istanbul und die Hauptstadt Ankara von der Opposition zurückzugewinnen. In Istanbul könnte es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem AKP-Kandidaten Murat Kurum und dem amtierenden Bürgermeister Ekrem Imamoglu von der Mitte-Links-Partei CHP kommen.
Die Wahl findet unter schwierigen Vorzeichen statt, da die schlechte wirtschaftliche Lage und hohe Inflation im Land Erdogans Partei Stimmen kosten könnten. Die Opposition ist ebenfalls zerstritten und tritt nicht mehr geschlossen an. Ekrem Imamoglu hatte 2019 die Macht in Istanbul von der AKP entrissen, was als schwerster Rückschlag in Erdogans politischer Karriere gilt. Sollte Imamoglu erneut gewinnen, könnte er als möglicher Herausforderer Erdogans gestärkt werden.
Der Wahlkampf wird als unfair betrachtet, da ein Großteil der Medien in der Türkei unter direkter oder indirekter Kontrolle der Regierung steht. Eine Delegation des Europarats und der Partei die Linke beobachten die Wahlen vor Ort, um einen geordneten Ablauf sicherzustellen. Die Wahllokale haben im Osten von 6 bis 15 Uhr MESZ geöffnet, im Westen von 7 bis 16 Uhr MESZ. Erste offizielle Ergebnisse werden am späteren Sonntagabend erwartet.