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Freitag, September 20, 2024

Bis zu 1.000 Prozent Unterschied: Das Geschäft mit Fernwärme

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Die Fernwärme hat in den letzten Monaten wenig positive Schlagzeilen gemacht, da immer wieder Beschwerden über starke Preiserhöhungen von Bürgern laut werden. Kunden der Stadtwerke Hanau zahlen monatlich bis zu 800 Euro, während Haushalte in Wenzenbach plötzlich ohne Energieversorgung dastanden, nachdem sie hohe Rechnungen nicht bezahlt hatten. Der Volkswirt und Finanzmathematiker Werner Siepe begann aus der Not heraus, sich intensiv mit dem Thema Fernwärme zu beschäftigen, nachdem er eine hohe Nachzahlung seines Versorgers erhalten hatte.

Siepe stellte fest, dass Fernwärme-Anbieter mit kaum verständlichen Preisformeln arbeiten, die niemand nachvollziehen kann. Er verglich 120 Anbieter miteinander und fand heraus, dass die Preisunterschiede auf willkürlich gewählten und unterschiedlich gewichteten Preisindizes beruhen. Im Jahr 2022 waren die Preise extrem unterschiedlich, wobei die Spanne zwischen dem günstigsten und teuersten Anbieter bis zu 1.038 Prozent betrug. Obwohl die Bundesregierung eine Preisbremse von 9,5 Cent für Fernwärmekunden einführte, um hohe Preiserhöhungen zu verhindern, konnten nicht alle Verbraucher davon profitieren.

Im ersten Quartal 2024 konnte Siepe erneut hohe Preisunterschiede zwischen Fernwärme-Anbietern feststellen, wobei der teuerste Anbieter bis zu mehr als 30,5 Cent pro Kilowattstunde verlangte. Dies führt zu extrem hohen Heizkosten für private Haushalte, die sich monatlich auf Hunderte von Euro belaufen. Eine Änderung des Anbieters ist aufgrund des Fernwärmenetzes derzeit nicht möglich, was Verbraucher in einer Kostenfalle gefangen hält. Die Fernwärmebranche benötigt eine stärkere Regulierung der Preisgestaltung, um eine echte Alternative für Heizsysteme zu sein.

Die Informationsbeschaffung über Fernwärme ist schwierig, da es keine transparente Preisgestaltung gibt. Die Arbeitsgemeinschaft Fernwärme hat die Veröffentlichung von Preisen für 150 Netze angekündigt, jedoch ist der genaue Zeitpunkt noch unklar. Nur wenn Kunden langfristig Fernwärme zu stabilen Preisen und politischer Absicherung angeboten werden, kann sich die Fernwärmebranche in Deutschland erfolgreich etablieren.

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