Der “Raum der Kulturen” (RdK) in Neuss galt lange Zeit als Vorzeigeprojekt für Integrationsarbeit. Jedoch hat der Verein nicht nur seine Förderwürdigkeit verloren, sondern auch das Vertrauen der Politik. Die Stadt wirft den Vereinsverantwortlichen mangelnde Zuverlässigkeit bei der Verwendungsnachweisführung und intransparente Projektarbeit vor. Daher wurde der Kooperationsvertrag mit dem Verein gekündigt, Zahlungen wurden eingestellt und Fördergelder könnten zurückgefordert werden.
Das Land hat bereits die gesamte Summe von 184.800 Euro, die für Sprachkurse für Kinder mit Migrationshintergrund gedacht waren, zurückgefordert, da der RdK nicht nachweisen konnte, wie das Geld verwendet wurde. Der Verein hat Klage eingereicht, aber die Bezirksregierung hat festgelegt, dass der RdK aufgrund eigener Versäumnisse von weiteren Fördermöglichkeiten ausgeschlossen ist. Infolgedessen droht dem Verein der Verlust seiner Gemeinnützigkeit.
Trotz einer chaotischen Situation im Verein, der beinahe aufgelöst wurde, wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein neuer Vorsitzender gewählt. Die Sitzung verlief jedoch undemokratisch, da nur zwei Punkte auf der Tagesordnung standen und wichtige Punkte wie der Kassenbericht ausgelassen wurden. Ein Mitglied des Vereins kritisiert das Vorgehen und droht rechtliche Schritte an. Der neue Vorstand des RdK plant, gegen möglichen Vertragsbruch seitens der Stadt vorzugehen.
Der ehemalige Vorsitzende des RdK verteidigt sich gegen die Vorwürfe und behauptet, alle Belege zur Mittelverwendung eingereicht zu haben. Er sieht die Nichtberücksichtigung des Vereins bei zukünftigen Förderungen sogar als Chance für unabhängiges Handeln. Die Grünen-Stadtverordnete unterstützt weiterhin den Gedanken einer Migranten-Selbstorganisation, jedoch wird der Raum der Kulturen aus städtischer Sicht wohl nicht mehr dieselbe Rolle spielen. Die Integrationsbeauftragte der Stadt arbeitet bereits an neuen Strukturen.